Ort der Verabredung



Er war fort und in dem Foyer des Amtsgebäudes herrschte tiefe Amtsstille.
„So,…hier sind wir…angekommen…,“sagte Klaus aus der Ecke, wo er zwischen dem Sofa und einem Gummibaum hing.
„…meinst du es wirklich? So hat er sich das gedacht? Ich habe es am Anfang nicht verstanden…,“ sagte Lenka.
„diese monumentale Pose steht mir nicht, ich gestikuliere gern, der ganze Körper tut mir schon jetzt weh,“ sagte Klaus.
„ich sitze bequem und auch der Platz, wo ich hänge gefällt mir,“ sagte Mare, die wie ein Buddha mit Mona-Lisa Lachen ein paar Meter von Klaus hing.
„ich sehe alles von hinten, lauter weiße Flächen,“ beschwerte sich Gabriel von der letzten Position.
„…ist schon gut, er hat sich was dabei gedacht.“ sagte Athinas ruhige Stimme.
„…wir haben alle den gleichen Platz. Das ganze hat mich nur mehr Gedanken gekostet als ich wollte,“ ergänzte sie.
„…bei mir wollte er zuerst den Vater nehmen, und als auch die Mutter ihn abgelehnt hat, hat er mich genommen,“ sagte Matjaz.
„Ich habe mir das anders vorgestellt…und außerdem gefalle ich mir nicht,“ sagte Irma trotzig.
„Du siehst doch gut aus. Ich würde ein anderes Bild von mir nehmen,“ sagte Lenka.
„…mir hat er einen Vortrag über die Wichtigkeit der Hände in seinen Bildern gehalten, und wo sind sie?“ fragte Athina die Runde.
„…da…vorne, an der Wand hängen unsere Hände,“ sagte Frau Ravasz traurig.
„Bei mir hat er ein Schwitzfleck übersehen, Schwitzfleck, Schwitzfleck, trallalla…,“ summte Gabriel leise für sich.
„Bei mir spannt unvorteilhaft die Bluse.“ sagte Frau Ravasz.
„Vielleicht wollte er das so…,“ sagte Irma kichernd.
„…und ich gucke teilnahmlos, so bin ich gar nicht…“ sagte Justyna leise.
„Wo ist eigentlich der Zehnte?“ fragte Klaus nach eine Pause.
„Er hat ihm einen Korb gegeben, wollte sich nicht ablichten lassen…“ sagte Irma in ironischen Ton.
„Ich wollte es auch ablehnen.“ Überlegte Lenka für sich.

Es war Ruhe, das Verwaltungsgebäude schien zu schlafen.

„Ich war zu pathetisch, wenn ich mir vorstelle, dass es jeder lesen kann…,“ sinnierte Gabriel unerwartet.
„Von mir hat er beide Texte genommen,“ sagte Irma.
„Von mir auch.“ Sagte vorne Frau Ravasz.
„Wenn ich es wüsste, hätte ich ihm mehr Gedichte angeboten. Meine Mutter hat viele schöne Gedichte geschrieben.“ Sagte Klaus.
„Die Musik ist der Ausdruck des Himmels und des Herzens.“ Sagte Athina.
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ Sagte Justyna.
„Zu Hause ist man da, wo man sich wohl fühlt,“ sagte Matjaz.
„Gute Nacht“ sagte Mare.

In der Nacht zum 1.6.2005